2017 habe ich mir die Umrundung des Lainzer Tiergartens schon einmal im Uhrzeigersinn angetan und mir dabei geschworen es nie wieder zu tun. Bleibt man wirklich brav an der Mauer ist der Weg zeitweise schwierig und manchmal nahezu unfahrbar. Aber dieser Tag (und diese Einradrunde) hat ja eigentlich auch völlig anders begonnen:
Am Nachmittag war ein wenig Zeit und ich gerade im 13 Bezirk unterwegs. Bei perfektem Wetter war schnell die Idee geboren doch eine kleine Runde mit dem Einrad zu drehen. Nachdem ich das Wiental und den Radweg neben dem Wienfluss fahrtechnisch einfach liebe war auch die Richtung schnell bestimmt und außerdem wollte ich immer schon wissen, wie der Weg dem Wienfluss entlang nach HaWei (Hadersdorf-Weidlingau) weiter führt. Gesagt, getan begann die Runde in der Lainzer Straße. Durch das Gassengewirr habe ich mich schnell bis zur Hadikgasse gekämpft um dann auf dem Radweg der unten genau parallel zum Wienfluss führt zu landen. Für die Leser, die diesen Weg nicht kennen: Das ist eigentlich die perfekte Rennstrecke von Auhof bis zur Kennedybrücke und somit ging es (sehr) schnell stadtauswärts. In der Hadikgasse einmal nicht bei jeder Ampel stehen bleiben zu müssen ist ein weiterer Vorteil dieser Strecke. Beim Rückhaltebecken Auhof hat mich ein riesiger Vogel schon gierig angesehen – vielleicht wusste der, dass ich möglicherweise bald auf dieser Runde verenden würde und hat mich geistig schon als Nachtmahl eingebaut.
Nach der Wehranlage und der kleinen Brücke über die man sein Rad schieben muss, hat sich eine E-Scooter-Fahrerin (SXT Light Plus) mit mir den Weg geteilt. Auf feinem Sand um die Wette zu fahren ist ein wenig spannend aber die junge Dame war richtig gut unterwegs mit ihren kleinen Reifen. Beim Auhofcenter haben sich dann unsere Wege mit einem freundlichen Winken getrennt. Weiter führte der sehr nette und teilweise romantische Weg dem Wienfluss entlang vorbei an den Bahn-Stationen Weidlingau, 3!!! Stationen in Purkersdorf und dem Konsulat von Nepal (sichtlich ein Indiz dafür, dass Purkersdorf nicht nur bahntechnisch sondern auch international scheinbar eine sehr wichtige Rolle spielt)?
Kurz nach Purkersdorf dann der erste kleine navigationstechnische Fehler weil plötzlich eine schöne Straße mit magischer Anziehungskraft (und ein Radfahrer vor mir) mein Kingong KS18 und damit auch mich in die völlig falsche Richtung geführt hat. Die Deutschwaldstraße ist traumhaft zu fahren aber sie führt leider genau zur Sackgasse Westautobahn. Den Radfahrer konnte ich leider auch nicht nach dem Weg fragen, denn den hatte ich irgendwo bei einem kleinen Geschwindigkeitstest des Einrades hinter mir gelassen und so blieb mir nur die Möglichkeit einen dieser wie üblich völlig falsch beschrifteten Wege rechtlich illegal zu befahren. Falls das bitte einmal eine zuständige Person z.B. der Österreichischen Bundesforste liest, würde ich um eine Rückmeldung bitten, denn es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum man in Österreich sehr oft nicht in der Lage ist korrekte Verkehrsschilder zu errichten.
Obiges Verkehrszeichen bedeutet laut StVO eindeutig ein allgemeines Fahrverbot sowie den Beginn einer Forststraße. Auf dieser gilt nach dem Forstgesetz grundsätzlich ein Fahrverbot für alle Fahrzeuge (inkl. Pferd) außer zur Waldbewirtschaftung. Sicherlich sind da elektrische Einräder die keine Holzstämme transportieren auch mit eingeschlossen. Rechtlich kann mittels einer Zusatztafel angegeben werden, wer diese Straße zusätzlich benutzen darf. Eine verkehrstechnisch relevante Zusatztafel kann ich aber leider nicht erkennen außer dem freundlichen Hinweis, dass es sich hierbei um die zwei Mountainbikestrecken Dambach und Fairplay handelt. D.h. wir sehen hier eine Forststraße auf der ein allgemeines Fahrverbot herrscht aber trotzdem zwei Wegweiser und eine Anleitung angeben, dass Mountainbikestrecken über sie führen und wie ich mich darauf zu verhalten habe. Die rechtliche Situation ist somit völlig unklar und im Zweifelsfall ist man auf dieser Forststraße als Radfahrer illegal unterwegs. Mich hat es nicht gestört, denn als Einradfahrer bin ich es gewohnt und so ging der Weg einfach weiter der Westautobahn entlang immer weiter durch den Wald. Irgendwann kam dann der Gedanke auf wo ich denn eigentlich hin fahre. Der Westautobahn folgend bis nach St. Pölten war nicht wirklich mein Traumziel und es sollte es ja auch eine Runde zurück in den 13. Bezirk werden. Kurz zuvor hatte ich einen Bericht im Standard gelesen in dem Thomas Rottenberg (Rotte rennt) von seiner Runde um den Lainzer Tiergarten erzählt. Ich verfolge seine Laufrunden immer neugierig, weil sie mir manchmal als Vorlage und auch als Idee für neue Einradrouten dienen. Aus der Vergangenheit habe ich aber schon gelernt, dass seine Routen nicht immer ganz einfach zu befahren sind und er im Unterschied zu mir offensichtlich Profisportler ist, denn er läuft seine Runden prinzipiell immer schneller als ich sie mit meinem Einrad fahren kann. Dadurch angestachelt und da ich offensichtlich schon vergessen hatte wie schön doch die letzte Runde um den Lainzer Tiergarten war, hieß das Ziel somit rund um den Tiergarten zurück zum Ausgangspunkt. Schnell war ein kleiner Durchgang unter der A1 gefunden und ich war wenigstens einmal auf der richtigen Seite der Autobahn. Aber jetzt wurde es ein wenig kompliziert. Wo war ich und wo der Lainzer Tiergarten? Ja ich weiss, der ist so groß, dass man ihn schon finden wird, aber so ganz leise schlich schon wieder die Angst in mir hoch, dass das nicht einfach werden würde im August bei 37 Grad quer durch den Wald fahrend die Mauer des Tiergartens zu finden. Und es wurde auch nicht einfach. Denn aus dem Forstweg wurde ein Forstwegerl und aus dem Forstwegerl wurde ein Trampelpfad und dann folgt meistens nur noch wilde Botanik. Und wenn doch noch ein Weg irgendwohin führt, dann sicher in die völlig falsche Richtung. Genau das passierte mir. Laut GPS war ich unwesentlich von der Tiergartenmauer entfernt. Real war es eine knappe Stunde und sah so aus:
Möglich dass dies vor 50 Jahren einmal ein Weg war. Jetzt war er auf jeden Fall lange, heiss, schwer und vor allem verwachsen und deshalb teilweise unfahrbar. Zum Glück wiegt mein KS18 aber nur 24 kg – damit geht man gerne im Wald steil bergauf spazieren und sucht nach einer Mauer die man immer hinter der nächsten Erhebung vermutet. Irgendwann nach einer kleinen Phase der Unruhe und des Ärgers war sie dann plötzlich da: Die Mauer des Lainzer Tiergartens!!! Jetzt konnte ich mich wenigstens nicht mehr verfahren. Einfach gegen dem Uhrzeigersinn der Mauer entlang bis zum Ausgangspunkt im 13. Bezirk fahren.
Wenn man sich Mühe gibt, dann findet man auch fast immer und überall einen befahrbaren Weg. Läufer wie Rotte haben es da aber wesentlich leichter und sind vermutlich auch deshalb viel schneller – aber meine breite asphaltierte Straße würde schon noch kommen um wieder ein wenig Zeit auf zu holen.
Das dauerte allerdings noch eine Weile. Nicht das die Strecke um den Lainzer Tiergarten langweilig wäre, aber manche Stellen sind einfach für Otto-Normal-Einradfahrer nicht so geeignet und benötigen schon eine Menge Erfahrung, Mut und auch ein bißchen Verrücktheit. Lange Teile des Weges sind aber auch recht einfach zu fahren und benötigen nur ein wenig Ausdauer. Über Laabertor und Gütenbachtor hantelte ich mich bis fast vor den Haupteingang des Lainzer Tiergartens, und da war sie: Die Treumanngasse die hinunter zum Lainzer Tor führt. Der Traum jedes elektrischen Einradfahrers.
Steil, (fast) schön aspahltiert und einfach ein Hochgenuss zum Hinunterwedeln. Achtung, es gibt einen Rechtskommenden!!! Dann nach rechts abbiegen und die Lainzerbachstraße Richtung Spital fahren. Auch diese Strecke ist ein Hochgenuss!
Zusammenfassung:
Strecke: Wiental stadtauswärts bis Purkersdorf, dann Richtung Westautobahn, dieser folgend und rund um den Lainzer Tiergarten zurück
Entfernung: 37,8 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 10,6 km/h
Fahrzeit: Sehr gemütliche 3 Stunden 34 Minuten mit unfreiwilliger Bergwertung wegen schlechter Routenwahl
Wheelempfehlung: Kraft und Ausdauer (Akkukapazität > 680 Wh) sollte es schon haben
Schwierigkeitsgrad: Sehr schöne Strecke bis zur A1, Richtung Tiergarten und der Mauer entlang wird es anspruchsvoller
Bodenbeschaffenheit: Alles dabei vom asphaltierten Radweg bis zum Waldpfad