Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Ninebot und Firewheel beim Friday Nightskating in Wien

Vor einigen Wochen erzählt mir ein Freund, dass er diesen Sommer immer wieder mit seinen Kindern beim Friday Nightskating in Wien mitfährt und dass es unglaublich viel Spaß macht. Aha…und was ist das und seit wann kannst du skaten frage ich? Umgehend erhalte ich eine kleine Nachhilfestunde zum Füllen einer großen Wissenslücke: Die Grünen veranstalten in Wien seit 17 Jahren von Mai bis Oktober wöchentlich bei schönem Wetter eine Demonstration (Ausfahrt) ab 21 Uhr ausgehend vom Heldenplatz zu einem sich jeweils ändernden Ziel in Wien. Das Ganze ist kostenlos für die Teilnehmer, gefahren wird, abgesperrt von grünen Super-Skatern mit kurzem, leuchtendem Laserschwert und der Polizei mitten auf der Straße während es auch Soundbeschallung dazu gibt. Ursprünglich nur für Skater gedacht, kamen in den letzten Jahren immer mehr Radfahrer dazu und derzeit pendelt die Teilnehmerzahl zwischen 1.500 und 3.000 pro Ausfahrt. Hmmmmm…skaten kann ich nicht so gut, dass ich mir eine Strecke von 20km ohne Hoppalas zutrauen würde. Mit dem Fahrrad mitzufahren ist sicher auch lustig aber sooo unglaublich Mainstream. Aber ist da nicht noch irgendetwas womit ich mich seit Beginn dieses Jahres recht intensiv beschäftige…?

Die FUNShop Testflotte

Aja…E-Wheels (elektrische Einräder)…ob man mit so einem Gerät überhaupt mithalten kann? Die Geschwindigkeit sollte kein Problem sein, denn die guten Monocycles schaffen 20-22km/h. Das sollte ja, wenn da sogar Kinder mit dem Fahrrad mitfahren als Maximalgeschwindigkeit ausreichen. Wie sieht es mit der Reichweite aus? Auf halber Strecke ohne Saft stehen zu bleiben wäre ein bißchen peinlich beim ersten Auftritt. Mit dem Firewheel bin ich mit einer Akkuladung schon 75km gefahren und mit dem Ninebot schon 30km…das sollte also nicht das große Problem werden. Wie lange fahren die überhaupt? Das war auf der Homepage und bei Facebook nicht wirklich heraus zu finden, aber hallo so lange wie ein Skater Gas gibt und ein Radfahrer seinen Blechesel tritt, werde ich ja wohl auf einem E-Wheel stehen können. Eine nicht ganz unwichtige Frage ist auch, ob ich überhaupt mitten in einer Gruppe von 3.000 sich bewegenden Personen mitfahren möchte. Ein bißchen Unbehagen macht sich bei so einem Gedanken schon breit, denn obwohl ich die E-Wheels mittlerweile recht gut unter Kontrolle habe, kann ich es nicht wirklich brauchen, wenn mich jemand von hinten anschubst, im Tiefflug an mir vorbeisaust oder sich freundlich an meiner Schulter festhält um nett mit mir zu plaudern. Andererseits braucht das Leben doch auch kleine Herausforderungen…:-). Bleibt noch die wichtige Frage: Darf ich überhaupt mitfahren? Skater bin ich sicher keiner und eigentlich auch nur ein halber Radfahrer. Brav wie ich bin frage ich per Mail an der auf der Homepage angegebenen Mailadresse an…bis heute habe ich darauf keine Antwort erhalten.

Dafür entdecke ich den Routenplan für den 14.8.2015 und er ist einfach genial! Schnell noch meinen Sohn überzeugt, dass ich nicht alleine der erste E-Wheeler beim Friday Nightskating sein möchte, der durch das nächtliche Wien saust und schon geht es los mit den Vorbereitungen. Firewheel F779 und Ninebot ONE E+ an die Steckdose anschließen um voll aufgeladen am Heldenplatz zu erscheinen. Da das Firewheel sowohl ein rotes Bremslicht wie auch ein weißes Front-LED-Licht hat sind hier keine weiteren Adaptierungen mehr notwendig.

Firewheel und Ninebot im FUNShop

Beim Ninebot gibt es zwar ein LED-Licht als Zubehör, aber das ist in der kurzen Zeit leider nicht auf zu treiben, also kommt eine Duracel-LED-Taschenlampe zum Einsatz die perfekt passt.

Ninebot ONE E+ im FUNShop

Beim Ninebot muss natürlich auch noch gewissenhaft mit der Bluetooth-Steuerung die richtige Farbgestaltung der beiden seitlichen LED-Ringe ausgewählt werden. Schließlich wollen wir ja in der Nacht auf der Straße so richtig auffallen!

Ninebot ONE E+ im FUNShop

Kurz vor 21 Uhr treffen wir am Heldenplatz ein und siehe da, dort ist so richtig was los. Von überall her treffen Radfahrer und Leute mit Rücksäcken ein, die ihre Inlineskates auspacken und sich für die Abfahrt vorbereiten. Wir zwei Gestalten, die mit ihren E-Wheels auf den Stufen sitzen fallen jetzt schon ein wenig auf – besser gesagt unsere Monocycles fallen auf und wir werden auch sofort danach gefragt. Nach einer kurzen Plauderei über Funktion, Nutzen und Kosten sehen wir pünktlich um 21 Uhr wie sich der Konvoi in Bewegung setzt. Schnell starten wir unsere E-Wheels, beim Firewheel mit Knopfdruck den Sportmodus den dieses sogleich mit einer freundlichen Frauenstimme bestätigt und beim Ninebot per App die die voreingestellten Daten zu Fahrkomfort und Lichteffekten der LED-Ringe aktiviert. Dann auch noch die Frontleuchten einschalten und schon steigen wir auf unsere E-Wheels und warten bei einer Laterne (sehr praktisch, wenn man auf seinem Wheel ruhig stehen möchte) bis die große Meute den Heldenplatz verlässt und im letzten Drittel genug Platz bleibt um uns in die Schlange aus Radfahrern und Skatern einzureihen. Tja, und bevor wir uns versehen, geht es schon am für uns gesperrten vierspurigen Ring in Richtung Ringturm. Das Teilnehmerfeld zieht es schnell auseinander, sodass genug Platz bleibt um die ersten Eindrücke zu genießen. Mein Sohn und ich fahren um 9 Uhr am Abend bei 30 Grad mitten am Ring auf elektrischen Einrädern und vom Gefühl und den Blitzlichtern her scheint uns ganz Wien dabei zu zusehen. Platz ist im Gegensatz zu meiner Vorstellung jede Menge und wir können uns völlig frei bewegen. Die Ampeln werden alle von Polizisten auf grün geregelt und sämtliche Seitenstraßen werden wie von meinem Freund beschrieben von grünenbeleiberlten Skatern mit Lichtsignalen abgesperrt.

Mit Ninebot und Airwheel am Burgtheater vorbei

Es ist schlicht und einfach der Wahnsinn so fahren zu können (dürfen). Wir machen ein paar Wedelbewegungen und Speedtests und alles läuft rund und funktioniert perfekt. Auch die LED-Beleuchtung des Ninebot verfehlt nicht ihre Wirkung und führt zu einigen erstaunten Bemerkungen am Straßenrand. Mein Sohn ist allerdings nicht der Einzige der leuchtet. Einige Fahrradfahrer strahlen wir die Christbäume und toppen das Ninebot bei weitem. Besonders ein Pärchen, er blau und sie rosa leuchtend stechen aus der Gruppe. Wir nennen sie liebevoll Tron und Tronine (nach dem Kinofilm) und werden sie auf dieser Tour noch öfter sehen. Auf der Straße selber muss man eigentlich nur auf die anderen Teilnehmer aufpassen. Besonders manche Skater reißt es zeitweise ordentlich und bei Straßenbahnschienen fürchten sich die nicht so guten Fahrer verständlicherweise sehr. Wenn man aber genug Platz lässt ist das kein Problem da die Straßenverhältnisse eigentlich perfekt für uns E-Wheeler sind. Sowohl Firewheel F779 wie auch Ninebot ONE E+ verfügen über 16 Zoll Räder und sind damit auf ebenem Boden nur schwer aus der Bahn zu werfen. Beim Ringturm gibt es den ersten Stopp und die Teilnehmer warten bis alle Nachzügler wieder aufgeschlossen haben. Ein Klingeln der Radfahrer zeigt an, dass es wieder weiter geht und über Praterstern, Ausstellungsstraße und Handelskai geht es dann bis zum Stopp Auffahrt Brigittenauer Brücke. Die zahlreichen kleinen Pausen sind recht angenehm, da man kurz absteigen und die Füße entlasten kann. Ein bißchen schwierig ist das Wegfahren, da sich der Tross nur sehr langsam in Bewegung setzt und alle sehr dicht beieinander stehen bzw. fahren…genau das, was man sich als E-Wheeler beim Wegfahren wünscht – viele Leute in nächster Nähe, die sich auch noch langsam bewegen…:-). Aber was soll´s: Übung macht den Meister und was zu Beginn der Runde noch ungewohnt und unangenehm war, war mitten drinnen schon ganz normal. Wann ist man denn als E-Wheeler schon von 1.500 Radlern und Skatern umzingelt, die auch noch freundlich mit einem plaudern wollen und neugierig nachfragen worauf man denn da eigentlich steht? Übrigens muss man festhalten, dass das Nebeneinander zwischen Radfahrern und Skatern völlig problemlos, ruhig und relaxed abläuft. So ein wenig habe ich das Gefühl, die kennen sich eh schon alle ewig, andererseits sind unglaublich viele nette Touristen dabei – woher die das auch immer wissen – ich habe es 17 Jahre nicht mitbekommen? Einzig Tron und Tronine glühen immer wieder mit Lichtgeschwindigkeit durch die Gruppe.

E-Wheels beim Friday Nightskating

Parallel ist das Friday Nightskating-Team ist im Hintergrund stetig bemüht die Straßen für uns frei zu halten, uns mit Lichtzeichen immer in die richtige Richtung zu lotsen und mit einem freundlich gebrüllten „ACHTUNG!!!“ darauf hin zu weisen, dass ein grüner Powerskater von hinten mit gefühlten 80km/h an einem vorbei zieht. Die Runde geht weiter über die Brücke, an Donauturm und Strandbad Alte Donau vorbei um über die Wagramer Straße und UNO City zur Reichsbrücke zu führen. Nach einer kurzen Pause bis sich alle wieder zusammen rotten, geht’s die Reichsbrücke hinauf. Und zwar richtig hinauf. Als Autofahrer (und E-Wheeler) bekommt man das ja nicht so mit, aber die armen Skater und Radler beginnen ordentlich zu schnaufen und einige E-Bikes fungieren als Abschleppdienst für andere Radfahrer und Skater die sich an die Pakelträger klammern. Freundlich rufe ich einem zu: Mit Strom geht alles leichter und bekomme gleich drei hochgestreckte Daumen und ebensoviele Grinser retour. Wir zwei überholen den größten Teil der Gruppe und genießen die tolle Atmosphäre und Aussicht oben auf der Kuppe der Reichsbrücke.

Ninebot auf der ReichsbrückeLangsam neigt sich die Fahrbahn nach unten und ab dann wird es ein wenig wild. Wir E-Wheeler haben es ja auch sehr gern einmal schnell fahren zu können aber bei 20-22km/h ist bei uns (abgeregelt) Schluss. Das Firewheel macht einem mit freundlichem Hupen darauf aufmerksam, dass man jetzt ein bißchen flott unterwegs ist und der Ninebot kippt einfach den Winkel der Pedale und lässt einem nicht mehr Gas geben. Skater und Fahrradfahrer werden nicht elektronisch bevormundet und zeigen jetzt so richtig, was sie können. Wie die Irren johlend ziehen sie an uns vorbei wohl wissend, dass uns allen die komplette Lassallestraße als Auslaufzone zur Verfügung steht. Obwohl wir uns wirklich bemühen und alles aus unseren Monocycles heraus holen überholt uns vom Gefühl her alles, was Räder hat. Die Radarbox am Ende der Reichsbrücke mutiert mit Stroboskopeffekt zum netten Beleuchtungseffekt. Scheinbar fährt fast jeder Radfahrer schneller als 50km/h. Als ich dann auch noch mit einem irren Speed von einer fröhlich quietschenden Asiatin auf Skates überholt werde, die sich hinten am Fahrrad ihrer Freundin anhält muss ich zur Kenntnis nehmen, dass sich 22km/h auf meinem Firewheel zwar schnell anfühlen, aber Speed nicht so die Domaine eines E-Wheelers ist. Froh, diese Geschwindigkeitsorgie überlebt zu haben, fahren wir über den Praterstern, Urania und Ring wieder zurück zum Heldenplatz wo wir zweieinhalb Stunden nach der Abfahrt wieder alle wohlbehalten eintreffen.

Resümee: Unglaublich tolle Sache, die jeder einmal ausprobieren sollte. Großen Dank an das Friday Nightskating-Team, dass uns an diesem Abend begleitet und vor den anderen Verkehrsteilnehmern beschützt hat. Die machen wirklich einen perfekten Job! Und es bleibt eigentlich nur die Frage wann ist das Wetter wieder so schön damit wir mitfahren können?