Heute ist es soweit. Nachdem es einige Anfragen bezüglich der Laufleistung von Unicycles bei Bergfahrten gegeben hat, die vor allem für Drachenflieger und Paragleiter sehr interessant zu sein scheint (wie sollen den diese armen Luftakrobaten nach ihrem Flug wieder auf den Berg zu ihrem Auto kommen?), hat sich der verwegene Teil des FunShop-Teams auf den Weg zur steilsten Auffahrt auf einen Berg den wir in der Umgebung von Wien finden konnten gewagt. Vorab entschuldigen wir uns gleich bei allen Webseitenbesuchern, die uns jetzt auslachen, aber laut Google schafft es die Hohe Wand immerhin auf 1.132m oder sogar 1.135m – so sicher scheint man sich da aber nicht zu sein. Aber es reicht auf jeden Fall die Fahrt eine Bergwertung nennen zu dürfen. Wobei wir so ehrlich sein müssen, dass uns unsere Fahrt „nur“ vom Beginn der Mautstrecke bis zum Parkplatz des Skywalk führt und das sind exakt 512 Höhenmeter. Also ist es eigentlich eine bessere Hügelwertung. Trotzdem reicht die Hohe Wand um folgende gestellten Kunden-Fragen vernünftig und nicht nur laut Bedienungsanleitung zu beantworten:
-Kann ein Unicycle 500 Höhenmeter auf einer Strecke von nur 5 km im Realbetrieb überhaupt schaffen?
-Wird das E-Wheel bei so einer Belastung warm/heiss oder brennt es gleich ab?
-Was zeigt die Akkuanzeige am höchsten Punkt?
-Was passiert beim Herunterfahren und kommen wir vielleicht mit mehr Energie im Akku zurück als wir am Beginn hatten? Ein Umstand, der zwar löblich wäre, den aber die Akkus bei einem Ladezustand größer 100% auch nicht so lustig finden würden.
Geplant war der Test unter anderem mit einem GotWay Msuper V2 850Wh. Lediglich ein explodierter chinesischer Hafen und eine unendlich lange Lieferzeit, die vermutlich noch bis zum ersten Schnee auf der Hohen Wand dauern wird, hat uns den Test auf einen milden Samstag im Oktober vorverlegen lassen. Gewählt wurde somit ein FireWheel F779 mit 680Wh und ein Ninebot ONE+ mit 320Wh. Wir versprechen aber auch noch ein GotWay auf einen Berg zu hetzen wobei das dann angesichts des jetzigen Testergebnisses und den Spaß den wir dabei hatten sicher 1.000 Höhenmeter und somit eine richtige Bergwertung werden wird.
Die Tester sind: Christoph, 65kg auf dem Ninebot und Peter, 81kg auf dem Firewheel. Beide Einräder wurde bis zum Rand mit elektrischer Energie aufgetankt, die wochenlangen mentalen und körperlichen Vorbereitungen auf die zu erwartenden Strapazen damit abgeschlossen und der Start erfolgt vis-a-vis vom Mauthaus am 3.10.2015 um 16.25Uhr bei einer überraschend angenehmen Temperatur von 20 Grad.
Die Uhrzeit wurde deshalb so spät gewählt, damit nicht mehr Massen an Spaziergänger sich mit ihren Autos an den teilweise doch engen Stellen der Straße an uns vorbeiquälen müssen. Die Autofahrer sind ja oft schon ordentlich mit den fast hochalpinen Verhältnissen auf dieser Mautstraße beschäftigt – wenn dann plötzlich noch in freier Wildbahn überaus seltene E-Wheel-Fahrer im Rudel hinter einer Kurve auftauchen ist das Chaos und die Verwirrung vorprogrammiert. Um es vorweg zu nehmen, uns haben an diesem Samstag genau 3 Fahrzeuge auf der Fahrt nach oben überholt, und das waren Eingeborene, die uns zwar auch seltsam beäugelt haben, aber wenigstens ihr Fahrzeug dabei im Griff hatten.
Der Blick von unten auf den Skywalk wenn man wegfährt ist schon ein wenig beeindruckend, besonders wenn man gerade auf einem E-Wheel steht und bis dort hinauf fahren möchte. Solche Gedanke wie: Wie weit werde ich kommen und wer schleppt dann mein 14 kg Einrad ins Tal wenn mir der Strom ausgeht? – gehen einem durch den Kopf. Vielleicht hätten wir doch einen Autobegleitschutz mitnehmen sollen, falls etwas schief läuft? Aber nein, wir sind Abenteurer, wir haben uns gewissenhaft auf dieses Unternehmen vorbereitet, wir schaffen das auch ohne Netz und so geht es wagemutig los…
Schnell sind die ersten Kurven überwunden und eigentlich entwickelt sich das Ganze immer mehr zum Sightseeing-Trip. Denn nachdem man nicht wie gewohnt seinen PS-starken Boliden die Hohe Wand hinauf hetzt und sich auf die Straße und entgegenkommende Kletterer konzentriert, hat man als E-Wheeler auch einmal Zeit sich die schöne Gegend anzusehen (Kletterer kann man trotzdem erschrecken wie man im Video sieht…:-)). Von der Straßenmeisterei liebevoll eingebaute Längsrillen, die wir E-Wheeler besonders gerne haben holen uns aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und sorgen dafür, dass wir doch auch hin und wieder auf die Straße schauen. Trotzdem bleibt genug Zeit den Blick auch in die Ferne schweifen zu lassen…
Wer die Straße auf die Hohe Wand kennt, weiß, dass man sich bei 3 Kurven plötzlich wirklich wie im Hochgebirge fühlt…und das ist dann auf Einrädern schon beeindruckend…
Danach wird die Straße zwar nicht breiter, aber optisch wird die Umgebung auf einmal wesentlich weiter und wie gewohnt, werden wir wieder einmal zum Fotomotiv…
Danach noch schnell mit Vollgas durch den Wald gewedelt und schon sind wir am Parkplatz auf dem Weg zum Skywalk…
…vorbei bei der Absprung- / Startstrecke der Drachenflieger und Paragleiter…
…zum gesteckten Ziel Skywalk mit Ausblick auf unseren Startpunkt…
In einer Fahrzeit von genau 24 Minuten haben uns diese beiden kleinen Unicycles sicher, problemlos und komfortabel bis hier herauf gebracht…ist doch beeindruckend, was die moderne Technik so alles kann. Sehen wir uns einmal die Eckdaten an, wie sehr die beiden E-Wheels bis hierher gefordert wurden:
Zurückgelegte Strecke: 5,2 km mit einem Höhenunterschied von 512 m. Dafür hat der Ninebot bei einem Fahrer mit einem Gewicht von 65 kg 60% seiner Akkuleistung benötigt und sich dabei von 22,4 Grad auf 55,1 Grad erwärmt.
Das Firewheel hat für die gleiche Strecke beim Transport eines Fahrers mit einem Gewicht von 81 kg 40% seiner Akkuleistung benötigt. Es ist dabei auch wärmer geworden, aber bei beiden Geräten ist keinerlei Problem aufgrund der Wärmeentwicklung fest zu stellen.
Die Aussicht oben am Skywalk ist bei schönem Wetter natürlich traumhaft.
Fast noch besser als die Aussicht ist die einzigartige Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit anderen Mitmenschen egal wo man als Unicycler gerade unterwegs ist. Hier ein Tipp: Wer sich ein E-Wheel kaufen möchte, sollte sehr kontaktfreudig sein, denn man wird nahezu immer und überall angesprochen. So kommt es auch in luftiger Höhe zu einem freundlichen: „Woas is denn des???“, und nach einer kurzen Erklärung: „Damit seid´s jetzt aber net da aufegfoarn?“. Doch – und eigentlich mit 24 Minuten garnicht so langsam, besonders weil wir uns nicht wirklich beeilt haben. Da wäre von der Geschwindigkeit noch Luft nach oben gewesen. „Und jetzt haut´s as do obe?“ Nein, wir wollen eigentlich wieder hinunter fahren. „Da hauts di jo am Orsch“. Na hoffentlich nicht!!! Nach einer kleinen weiteren Plauderei und da unser Auto ja eigentlich auch noch immer unten am Beginn der Mautstraße steht, wollen wir aber genau das überprüfen und auch herausfinden, wie sich die Wheels so beim längeren Bergabfahren verhalten.
Die kleine Pause hat dafür gesorgt, dass der Ninebot von 55 Grad auf 34 Grad abgekühlt ist und auf einmal wieder 50% Akkuladung anzeigt. Beim Firewheel kann man die Temperatur nur erahnen, wird sich aber ähnlich entwickelt haben und der Akkustand ist von 60% auf 64% gestiegen.
Mit diesen Werten starten wir unter den neugierigen Blicken der Anwesenden unsere Geräte und brechen zur teilweise rasanten Talfahrt auf…
Und obwohl ich ein kleiner Speedjunkie bin klingen an dieser steilen Stelle immer noch die Worte „Da hauts di jo am Orsch…“ nach und das grenzenlose Vertrauen, dass die Elektronik meines Einrades schon brav die 22 km/h Höchstgeschwindigkeit halten wird, egal, was ich ihm antue wird kurz in Frage gestellt. Ein kleiner Blick auf die Akkuanzeige (71%) und ein kurzer Bremsversuch im Steilstück bestätigen aber die volle Funktionsfähigkeit meines E-Wheels und dass es scheinbar nicht vor hat mir mit irgendwelchen plötzlich auftretenden Problemchen den Spaß zu verderben.
…dann noch schnell durch die Galerie…
… und der Zieleinlauf erfolgt (mit einer kleinen Pause vor dem Steilstück wegen dem tollen Ausblick) genau 23 Minuten und 9 Sekunden nach unserem Start beim Skywalk.
Auch hier wieder die technischen Daten dazu:
Zurückgelegte Strecke: 5,1 km mit einem Höhenunterschied von 498 m. Dafür hat der Ninebot bei einem Fahrer mit einem Gewicht von 65 kg seine Akkukapazität von 50% auf 60% gesteigert und sich dabei von 34 Grad auf 45 Grad erwärmt.
Das Firewheel hat für die gleiche Strecke beim Transport eines Fahrers mit einem Gewicht von 81 kg seine Akkuleistung von 64% auf 80% gesteigert und ist dabei auch ein bißchen wärmer geworden.
Hier noch eine Streckenübersicht:
Resultat:
Die beiden elektrischen Einräder haben uns wohlbehalten und sicher sowohl die Strecke nach oben auf den Skywalk der Hohen Wand wie auch wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt bei der Mautstelle gebracht. Technisch gibt es keinerlei Überraschungen und auch die Messwerte überzeugen von der hohen Qualität der E-Wheels. Für die Hohe Wand reicht somit eigentlich ein Ninebot ONE E+, der auch eine Person mit 90kg gerade noch bis zum Parklatz beim Skywalk bringen wird. Für größere Entfernungen und vor allem höhere Anstiege ist das Firewheel F779 mit 680Wh die weit bessere Wahl wobei wir noch testen müssen, ob damit auch 1.000 Höhenmeter möglich sind. Für diesen Test wird dann hoffentlich auch schon ein GotWay Msuper V2 mit 850Wh zur Verfügung stehen.
Also liebe Drachenflieger und Paragleiter von der Hohen Wand: Ja, hier bei uns im FunShop gibt es die Fortbewegungsmittel, nach denen ihr immer schon gesucht habt!