Tja, was macht man als leicht süchtiger Unicycle-Fahrer, wenn es im November noch 20 Grad hat? Richtig – man fällt über ein elektrisches Einrad her und fährt los. In meinem Fall ist endlich wieder eine Lieferung GotWay Msuper V2 eingetroffen und somit wird eine schwarze Version dieses kraftvollen 18″ Superwheels dem Karton entrissen, eine kurze Kontrolle durchgeführt, ob es auch in Ordnung ist, der 850 Wh Akku 5 Stunden lange mit Strom versorgt um genug Power zu haben, die oberen Kanten mit Bumpertape abgeklebt (kann ich nur jedem zwecks Vermeidung von Druckstellen innerhalb von 5 Minuten empfehlen) und los geht es auf eine interessante Strecke von Mödling HTL bis zum Sender am Anninger.
Start ist bei der HTL Mödling um dann zum Parkplatz bei der Bushaltestelle Prießnitztal und weiter die Anningerstraße hinauf zu fahren.
Erstes rechtliches Problem: Ich darf eigentlich nicht einmal bis zum Radweg fahren, weil gleich einmal eine große „Allgemeines Fahrverbot“-Tafel mich daran hindern möchte. Also ignoriere ich die einmal.
Gleich beim Schranken das zweite rechtliche Fragezeichen:
Wir befinden uns auf einem ausgewiesenen Radweg und stolz steht eine Fahrverbotstafel ohne Zusatztafel „ausgenommen Radfahrer“ vor uns. Dafür die Tafeln „Achtung Radfahrer“ und „Rodeln auf eigene Gefahr“. Rein rechtlich natürlich wie in Österreich üblich ein völliger Schwachsinn, denn alleine die allgemeine Fahrverbotstafel sorgt dafür dass Radfahrer (und auch alle anderen Fahrzeuge bis zum Pferd) hier sicher nicht durch dürfen. Nach kurzen Überlegungen und nachdem 3 Radfahrer an mir vorbei fahren, beschließe ich auch ein Radfahrer zu sein und starte meine Tour. Der Weg schlängelt sich ordentlich nach oben, ist aber mit dem elektrischen Einrad leicht zu bewältigen, vor allem wenn man gerade ein GotWay Msuper V2 mit 3.000 Watt und damit unendlich viel Kraft zwischen den Beinen hat. Ein paar Radfahrer die ich überhole verstehen die Welt nicht mehr, wie auch immer ich das schaffe. Tja, mein GotWay fährt Maximalgeschwindigkeit 34 km/h. Das ist schon eine Vorgabe. Vorbei geht es an der Gabelung Breite Föhre weiter den Berg hinauf. Der Weg scheint wie für das GotWay geschaffen zu sein, denn mit 20 km/h rausche ich den Berg hinauf. Irgendwann kommt eine Kreuzung wo man rechts zum Hussarentempel abzweigen kann. Ein kurzer Blick auf die Akkuanzeige auf dem extra dafür angeschafften Android-Tablet (leider gibt es die GotWay App nur für Android) und die Entscheidung ist bei 90% Akkuladung schnell gefallen: Ich zweige zum Hussarentempel ab. An dieser Stelle möchte ich nur festhalten, dass es keinerlei Fahrverbotsschilder für Radfahrer an dieser Kreuzung gibt, die wie schon vorher festgestellt habe sowieso illegal auf dem Radweg Anningerstraße unterwegs sind. Dieser neue Weg geh sanft und fast eben nach Westen Richtung Hinterbrühl dem gesuchten Ziel entgegen. Zirka 2 Minuten vom Hussarentempel entfernt kommt mir ein Fahrzeug der Forstverwaltung entgegen und bleibt stehen. Ein wirklich sehr freundlicher Mitarbeiter der Mödlinger Gemeinde fragt mich, womit ich da unterwegs bin. Brav antworte ich, dass es sich um ein elektrisches Einrad handelt. Ist das ein Rad, kommt die Gegenfrage? Rein rechtlich ja, antworte ich. Das ist schlecht, denn dann dürfen sie hier nicht fahren. Der Radweg ist nur auf der Anningerstraße. Woher man denn das wissen soll frage ich vorsichtig. Na das ist doch unten beim Schranken eindeutig so ausgewiesen. Aha??? Ich bin vermutlich der Erste, der sich den Schilderdschungel unten überhaupt durchgelesen hat aber zu dieser Erkenntnis bin ich nicht gekommen. Nachdem ich die harmonische Stimmung zwischen uns aber nicht mit einem kleinen Einspruch und einem Hinweis auf die allgemeine Fahrverbotstafel stören will, nicke ich einsichtig. Er fährt fort: Wissens, wir haben so viele Probleme mit Radfahrern hier am Anninger weil die einfach irgendwo im Wald herum fahren. Wieder einsichtiges Nicken von mir und die Frage: Was machen wir denn jetzt? Einen Radfahrer würde ich jetzt bitten das Rad wieder zurück zur Anningerstraße zu schieben. Sie könnten ja vielleicht ihr Rad tragen…. abgelehnt!!! Mein GotWay hat über 18 kg, die paar Kilometer von der Anningerstraße bis hierher trage ich es sicher nicht zurück – vorher schmeiße ich es den Berg hinunter. Mit dem Auto mitnehmen wollte er mich auch nicht, also durfte ich ausnahmsweise den gleichen Weg wieder zurück fahren. Somit gibt es leider kein Bild vom Hussarentempel von diesem Tag, denn den habe ich nicht erreicht. Wieder zurück auf der Anningerstraße weiter den Berg hinauf, am optisch etwas verlassenen Gasthaus Krauste Linde vorbei und immer weiter.
Dann wird der Waldweg auf einmal zum steilen Schotter-Weg. Um nicht zu sagen richtig steil. Technisch mit meinem GotWay kein Problem aber beim Hinauffahren ja keine Überlegungen anstellen, wie man da jemals wieder herunter kommen soll. Nach dem Steilstück hat man es schon fast geschafft und landet beim Anningerhaus. Dort schnell nach rechts abbiegen und einen kurzer Blick zur Kaiser Jubiläums Warte werfen.
Toller Platz, eine unglaubliche Aussicht und ich kann nur jedem empfehlen dort einmal hin zu fahren oder zu gehen. Nur bitte nicht an einem Novembertag bei 20 Grad und Föhnsturm. Ich hatte bis jetzt wenig Angst im meinem Leben, aber dort oben auf der Warte wo ich unbedingt ein paar Fotos mit meinem GotWay machen wollte habe ich mich zu Tode gefürchtet. Der Sturm oben am Turm war so stark, dass es das Unicycle fast hinunter geweht hätte. Von mir ganz zu schweigen. Ich konnte mich nur kniend auf allen Vieren auf dem stark schwankenden Metallgerüst fortbewegen. Aber meine Bilder habe ich bekommen!
Danach zurück zum Anningerhaus und über die asphaltierte Autobahn hinauf zum Sender. Dort befürchtet, der Sturm reißt ein paar Richtfunkantennen ab und somit schnell wieder den Weg zurück angetreten. Bei der Abfahrt keine besonderen Vorkommnisse, nur festgestellt, dass ein 18 kg E-Wheel beim Bergabfahren auf einer steilen schottrigen Straße irgendwann einmal der Physik folgen will und den Weg nach unten sucht. Soll heißen ich war ordentlich damit beschäftigt das Rad und mich bei vernünftiger Geschwindigkeit zu halten und hatte ähnlich wie bei einer langen Schiabfahrt danach ordentlich brennende Oberschenkel. Dieser Teil der Abfahrt war sicher der schwierigste Part. Nicht einmal der Regen der mich unten in Mödling erwischt hat konnte da mithalten. Aber da muss man als E-Wheeler einfach durch!
Zusammenfassung:
Strecke: Mödling HTL – Hussarentempel – Sender am Anninger – Mödling
Entfernung: ca. 20 km
Fahrzeit: Gemütliche 90-120 min mit Fotostopps und Plaudereien
Wheelempfehlung: Nur GotWay Msuper V2 und sonst nichts
Schwierigkeitsgrad: Gute bis sehr gute Beherrschung des E-Wheels notwendig
Bodenbeschaffenheit: Forststraße, Waldboden, Schotterweg